Motel oder Camping?
Für die meisten Tourenbiker, die ich unterwegs traf, war das Motel verpönt und tabu, aus was für Gründen auch immer. Ich finde es aber sehr angenehm, wenn man je nach Situation, nach Region, nach Wetter, nach Budget und nach Form auswählen kann zwischen Motel und Camping.
Die Wahl der Unterkunft ist einer der wichtigsten Faktoren für die Kosten einer so langen Tour. Der Unterschied zwischen einem günstigen Motel und einem Campground beträgt etwa 30 $, unabhängig davon, ob man allein oder zu zweit unterwegs ist. Der Unterschied der Kosten zwischen Restaurant und selber Kochen auf dem Campground ist viel kleiner.
Neben den finanziellen gibt es noch andere Aspekte bei der Wahl zwischen Motel und Campingplatz zu berücksichtigen:
- Wenn ich möglichst schnell vorankommen wollte, kann mit dem Motel Zeit sparen. Es gibt weniger ein- und auszupacken, die Körperpflege ist weniger zeitaufwendig, und am Morgen gibt es nichts zu trocknen.
- Ein richtiges Bett, ein Zimmer für sich, ein Fernseher: Manchmal, so dachte ich, hatte ich mir diesen Luxus nach einer anstrengenden Fahrt einfach verdient.
- Frische Luft, einen wunderschönen Ausblick, Natur pur: Manchmal erholt man sich in solcher Umgebung besser als in einem sterilen Motelzimmer.
Ich habe bis etwa in der Mitte der Reise relativ oft im Motel übernachtet, weil ich abends nach der Fahrt oft zu müde war, um Essen einzukaufen und auf dem Campground das Zelt aufzustellen. Auch bei unsicherem Wetter habe ich ein Motel genommen; in Iowa und Nebraska war es tagsüber schön und heiss, und abends gab es regelmässig Gewitter. Die Erfahrung, im Regen zu zelten, konnte ich mir sparen.
Vom Yellowstone an habe ich dann fast nur noch gezeltet. Erstens war das Wetter stabil schön, zweitens war ich so gut in Form, dass das Zelten auch nach 150 km kein Problem war, und drittens wollte ich diese Landschaften so intensiv wie möglich erleben und möglichst viel draussen sein. Eine Nacht in den Redwoods ist ein einmaliges Erlebnis.
Ich habe oft auch auf dem Campground übernachtet, weil ich hoffte, andere Fahrradfahrer oder überhaupt Leute kennenzulernen. Bis Ende Mai, bis zum Memorial Day Weekend, waren die Campingplätze aber praktisch menschenleer. Nachher, in der Holiday Season, waren die Campingplätze gut besucht. Aber da man auf den RV-Parks und auf den Campingplätzen der State und National Parks meistens abseits in einer Ecke zeltet, blieb ich mit einer Ausnahme trotzdem immer allein. Der Campground war leider nicht wie erhofft der Ort, um Kontakte zu knüpfen.
Seitenanfang